„Wendrsonn“
04.03.2023 –
SchwobaFolkRock
Wolfsgeheul und Nebelgeister – mit „Wendrsonn“ durchs Schwobaländle
Der Rems-Murr-Kreis, die Herkunftsregion der Band „Wendrsonn“ ist offensichtlich eine mysteriöse Gegend. Das durften wir den Ansagen des Bandgründers Markus Stricker und den vorgetragenen schwäbischen Songtexten entnehmen. In dortigen Waldgebieten, um die sich manche Legende und Begebenheit ranken, schwirren bis heute Nebelgeister durch die Natur. Die dazu passenden heulenden Wölfe durften die Stimmbänder des Publikums von der Bühne aus dirigiert beisteuern, was nach dreimaligem Proben tatsächlich recht gut gelang. Und auch der Refrain zur „Geilen Zeit“, die es einmal gab und hoffentlich auch irgendwann mal wieder geben wird, erklang mehrfach aus den Stuhlreihen der Zehntscheuer.
Musikalisch lieferten „Wendrsonn“ einen virtuosen Abend mit immer wieder wechselnden Instrumenten: Bei schwäbischer Musik gehört natürlich auch das kulturell zu „the länd“ passende Waschbrett dazu. Eine wilde Fiddel („Geige“ für Nichtschwaben), tin whistle (eingeschlepptes irisches Strandgut), Mandoline, akustische und E-Gitarren, Keyboard, Drums, effektvoll schwingende Perkussivinstrumente und nicht zu vergessen: die wunderbare Stimme, die nicht von einer „Huddel“ kam (so nennt man im Remstal wohl die Schduagerderinna, die den Remstäler Mädels die Männer ausspannen), sondern von Anke Hubner, die die Bühne zusammen mit dem „buckliga Mahle“ tanzend und musizierend in Bewegung setzte. Das „Gendern“ war schwierig, da es für „den alda Sagg“ bis heute keine adäquate Form gibt. Aber damit kommt ein Schwabe ja gut zurecht und die Damen wissen, dass sie genauso damit gemeint sein können, was durchaus auch als kulturelle Errungenschaft zu bewerten ist. Ein Song wie „Mir send no do!“ brachte die Tragik der kulturellen Einschnitte durch die Corona-Pandemie, den „Wendrsonn“ sehr schmerzenden Verlust des im vergangenen Jahr plötzlich verstorbenen Bassisten Ove Bosch und die damit einhergehende Frustration als Jetzt-erst-recht-Motivations-Kick zum Ausdruck.
Der Freundeskreis Kunst & Kultur durfte sich über die ausdrückliche Wertschätzung durch „Wendrsonn“ und den Zuspruch des Publikums freuen.